„Der gebürtige Oberösterreicher Josef Weiß war zweifelsohne einer der erfolgreichsten Söhne von Bad Zell. Er stellt nicht nur eine Klammer zwischen Salzburg und Oberösterreich dar, er erinnert uns auch daran, dass beide Bundesländer in vielen Bereichen ähnliche Entwicklungspfade beschritten haben“, so Oberösterreichs Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer. „Als Josef Weiß politische Verantwortung getragen hat, zählten beide Länder nicht gerade zu den wirtschaftlichen Stärkefeldern in Mitteleuropa. Das hat sich gerade in den vergangenen Jahrzehnten geändert. Beide Regionen stehen heute für selbst erarbeitete starke Wirtschaftskraft, für Beschäftigung und die niedrigsten Arbeitslosenquoten im Bundesländervergleich. Beide wollen gerade in diesen unsicheren Zeiten den Erfolgsweg fortsetzen und wir haben sehr ähnliche Interessen in der Standortpolitik, die wir gemeinsam in Wien und Brüssel vertreten“, unterstrich Landeshauptmann Stelzer beim Festakt in Bad Zell.
Dort wurde heute, am 19. September, der etwas in Vergessenheit geratene „große Sohn“ Bad Zells bei einem Festakt feierlich in Erinnerung gerufen. Salzburgs Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer überbrachte mit Musik und Prangerschützen eine 60 Kilo schwere Gedenktafel aus Untersberger Marmor, die gemeinsam mit Oberösterreichs Landeshauptmann enthüllt wurde.
„Oberösterreich und Salzburg zusammen bilden so etwas wie die starke Mitte Österreichs. Vielfach verflochten und ‚verbandelt‘ sind unsere Länder. Nicht nur als Nachbarn, vielmehr als nahe Verwandte“, betonte Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und würdigte seinen ersten Vorgänger: „Dieser stolze Sohn Oberösterreichs ist in Salzburg zu einem verdienstvollen Träger höchster öffentlicher Ämter und politischer Verantwortung gewachsen.“
Josef Weiß wurde am 12. Jänner 1805 im Schloss Zellhof als Sohn von Gottfried Weiß und Franziska Player geboren. Er trat in die Fußstapfen des Vaters, eines Gerichtsbeamten, und arbeitete ab 1828 als Jurist beim Stadt- und Landrecht in Linz. 1833 übersiedelte er nach Salzburg, wo er 1842 zum Stadt- und Landrat und 1859 zum Präsidenten des Landgerichts aufstieg. Salzburg war zu dieser Zeit noch kein eigenständiges Bundesland, der „Salzburgkreis“ gehörte von 1816 bis 1849 zum Erzherzogtum ob der Enns und wurde bis 1854 von Linz aus verwaltet.
Durch das „Februarpatent“ vom 26. Februar 1861 erhielt das damalige Kronland Salzburg einen eigenen Landtag, der im März desselben Jahres gewählt wurde. Aus dessen 26 Mitgliedern ernannte Kaiser Franz Joseph I. Landesgerichtspräsident Josef (damals noch) Ritter von Weiß am 31. März 1861 zum ersten Landeshauptmann von Salzburg. In seiner Amtszeit von 1861 bis 1872 schuf Josef von Weiß die Grundlagen für eine eigene Landesverwaltung.
Die Funktion des Landeshauptmannes von 1861 ist mit der von heute nicht vergleichbar. Der eigentliche starke Mann in einem Kronland wie Salzburg war der vom Kaiser ernannte Landespräsident. Der Landeshauptmann von damals war der aus den Reihen des Landtags gewählte Vorsitzende eines Landesausschusses – eines Vorläufers der Landesregierungen von heute – und er stand einer Landesverwaltung mit weniger Kompetenzen als heute vor.
Am 13. Jänner 1887 verstarb Josef Freiherr von Weiß 82-jährig in Salzburg, wo er auch begraben ist.
Heute ehrte Bad Zell zweifelsohne einen seiner größten Söhne. Die Steinhauer Musikkapelle Adnet formierte sich mit dem Musikverein Bad Zell, dem Uniformierten Prangerschützenkorps Adnet, den Prangerschützen Elsbethen und dem Schützenverein Bad Zell zu einem prachtvollen Festzug, der vom Lebensquell zum Marktplatz führte. Dort wurde mit einem großen Festakt und der Enthüllung einer Gedenktafel das große Wirken von Josef Freiherr von Weiß als Landeshauptmann von Salzburg gewürdigt und ihm zeitgleich ein Denkmal gesetzt.
„Das ist eine Ehre und Auszeichnung für einen großen Bad Zeller, der weit über die Grenzen seines Heimatortes Zell bei Zellhof (heute Bad Zell) bekannt war und sein Wirken ganz in den Dienst dieser Menschen, der Bürgerinnen und Bürger von Oberösterreich und Salzburg gestellt hat“, so der Bürgermeister von Bad Zell, Mag. Hubert Tischler.