„Intoleranz und gegenseitige Ignoranz waren Vorboten der blutigen Auseinandersetzung von damals – Gedenken an 85 Jahre Bürgerkrieg sollte Mahnung zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden sein“.
Morgen, Dienstag, gedenkt Österreich des 85. Jahrestags des Ausbruchs des Bürgerkriegs 1934. „Uns eint heute das Bewusstsein über Parteigrenzen hinweg, dass der 12. Februar 1934 zu den bedrückendsten Gedenktagen unserer jüngeren Geschichte zählt. Ausgehend von Linz haben damals Oberösterreicher auf Oberösterreicher und über das ganze Bundesgebiet verteilt auch Österreicher auf Österreicher geschossen. Das macht die Februartage des Jahres 1934 zu einer wirklichen Tragödie“, erklärt dazu heute Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer.
„Betroffen muss uns auch machen, dass die Gewalt im Februar 1934 im Versagen politischer und gesellschaftlicher Gruppierungen grundgelegt war, die tiefe Risse in der Gesellschaft während der ersten Republik verursacht und nicht verhindert haben. Diese Risse wurden durch die Intoleranz und gegenseitige Ignoranz weiter vertieft und führten schließlich zur Eskalation der Gewalt“, so der Landeshauptmann weiter.
Damit habe das Datum 12. Februar 1934 und die Tage der Gewalt, die ihm folgten, auch im 21. Jahrhundert noch große Bedeutung: „Wir wissen heute, dass eine politische Kultur des Dialogs und des Respekts vor Andersdenkenden, wie wir sie heute kennen und pflegen, kein Bestandteil in dieser Phase der Ersten Republik gewesen ist. Es wurden Feindbilder in die Politik gezerrt, mit denen eine Demokratie und eine tolerante Gesellschaft auf Dauer nicht leben können. Die Folge waren Sprachlosigkeit und die völlige Unfähigkeit zur Zusammenarbeit der politischen Lager.“
Gedenktage wie dieser seien daher nicht nur Erinnerungstage, sondern auch Mahnung und Auftrag, aus der Vergangenheit die richtigen Lehren zu ziehen. Dazu gehöre etwa, dass der politische Dialog nie wieder abreißen dürfe: „Intoleranz und gegenseitige Ignoranz waren Vorboten der blutigen Auseinandersetzung und schrecklichen Ereignisse von damals. Das Gedenken an 85 Jahre Bürgerkrieg sollte für uns alle eine Mahnung zur Toleranz gegenüber Andersdenken sein. Waffengewalt darf nie wieder das Wort als Mittel der politischen Auseinandersetzung ersetzen. Politik braucht aber auch Kultur, eine Kultur eines vernünftigen Miteinanders“, schließt der Landeshauptmann.