Motivation für Technik und Naturwissenschaften
Drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler in den NMS nehmen gern am Werkunterricht teil, fast die Hälfte mag Physik und je ein Drittel Chemie bzw. Geometrisches Zeichnen. Die Ergebnisse der EQ/EVIST-Erhebung, die 2014 in HS und NMS mit einer Rücklaufquote von mehr als 17.000 Kindern durchgeführt worden ist, zeigen die Freude der Kinder am Unterricht in den verschiedenen Fächern.
Rang | Fachbereich | An diesem Fach nehme
ich gerne teil (in %) |
1 | Bewegung und Sport | 83 |
2 | Werkerziehung technisch | 74 |
3 | Geschichte u. Sozialkunde | 67 |
4 | Bildnerische Erziehung | 62 |
5 | Werkerziehung textil | 62 |
6 | Englisch | 58 |
7 | Musikerziehung | 58 |
8 | Biologie u. Umweltkunde | 54 |
9 | Deutsch | 53 |
10 | Mathematik | 52 |
11 | Geografie u. Wirtschaftskunde | 48 |
12 | Ernährung u. Haushalt | 46 |
13 | Physik | 45 |
14 | Geometrisches Zeichnen | 33 |
15 | Chemie | 32 |
Quelle: EQ/EVIST-Erhebung; N=17553
Das Potenzial für zukünftige Techniker ist an den heimischen Pflichtschulen also groß. Um es besser auszuschöpfen gibt es in OÖ derzeit bereits neun technisch-naturwissenschaftliche NMS. Ab Beginn des Schuljahres 2015/16 kommen weitere vier Standorte dazu. Zusätzlich soll es künftig flächendeckend an den übrigen NMS spezielle Talentförderkurse im Bereich Technik-Naturwissenschaften geben, damit auch wirklich kein Talent verloren geht.
Techniker gefragt am Arbeitsmarkt
Vertraut man den Prognosen der Wirtschaftsforscher und Arbeitsmarktspezialisten, dann werden Technikerinnen und Techniker künftig noch mehr gefragt sein als jetzt schon. Tatsächlich gibt es einen Mangel an HTL-Absolvent/innen, obwohl die oberösterreichischen Schulen jährlich etwa 1.700 zukünftige Ingenieure ausbilden.
An den technisch-naturwissenschaftliche NMS sollen zusätzliche Schülerinnen und Schüler für diese Bereiche motiviert werden und eine Schwerpunktausbildung in diesen Fächern erhalten.
Für die Schwerpunktsetzung im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich in den Neuen Mittelschulen stellt das Land OÖ zusätzliche Ressourcen zur Verfügung, angelehnt an die Musik- und Sportschwerpunktschulen des Bundes. Eine zentrale Forderung bleibt jedoch, dass der Bund die Technik und Naturwissenschaft, neben Musik und Sport, in seine Schwerpunktsetzung aufnimmt.
„Eine der wichtigsten Aufgaben unseres Landes ist es, junge Talente zu fördern und ihren Forschergeist möglichst früh zu wecken. Gerade als führendes Industriebundesland müssen wir für ausreichend Nachwuchs im technischen Bereich sorgen. Der weitere Ausbau der technisch-naturwissenschaftlichen NMS und die Talenteförderung sind wichtige Weichenstellungen für den Technikernachwuchs“, betont Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Thomas Stelzer.
Seit Beginn des Schuljahres 2014/15 werden drei Standorte in Oberösterreich als TNMS geführt:
- NMS Grieskirchen
- NMS 2 Ried im Innkreis
- NMS 1 Wels-Stadt
Seit dem Schuljahr 2015/16 gibt es weitere sechs Standorte:
- NMS St. Marienkirchen bei Schärding
- NMS 1 Bad Ischl
- NMS Sierning
- NMS Eferding-Nord
- NMS Wartberg
- NMS Pettenbach
Neue Standorte ab dem Schuljahr 2016/17:
- NMS 3 Stelzhamerschule Linz
- NMS Lembach
- NMS Pabneukirchen
- NMS Losenstein
Talentförderung im Bereich Technik-Naturwissenschaften außerhalb der TNMS
Da durch die TNMS eine flächendeckende Förderung im Bereich „Technik und Naturwissenschaften“ noch nicht erreicht werden kann, soll dieses Manko vorerst über ein flächendeckendes Angebot an Projekten und Kursen ausgeglichen werden.
Die Talenteförderung erfolgt durch Projekte und Kurse an den NMS im Bereich der Technik und der Naturwissenschaften. Zusätzlich zum Regelunterricht wird Schülern und Schülerinnen die Teilnahme an Kursen bzw. Projekten zu bestimmten Themen aus den Bereichen Technik und Naturwissenschaften angeboten. Die Kooperation mit der regionalen Wirtschaft wie auch Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung erfolgen wie bei den TNMS.
Anforderungen an die Schule
- Einbindung des Schwerpunktes „Technik und Naturwissenschaften“ in den Entwicklungsplan der Schule
- Kooperation mit der regionalen Wirtschaft
- Anpassung der Stundentafel
- schulautonome Lehrpläne für Freigegenstände und Unverbindliche Übungen
- Moderne Ausstattung der Schulen
- Neubeantragung des Schwerpunktes im 4-jährigen Rhythmus
- externe Evaluierung (qualitativ und quantitativ)
Kooperation mit der regionalen Wirtschaft
Die einzelnen Standorte sollen eine Kooperation mit der regionalen Wirtschaft anstreben. Eine Möglichkeit wird in der Realbegegnung gesehen. Dabei geht es um die direkte Begegnung der Schüler/innen mit Personen und Einrichtungen aus der Arbeitswelt. In der Praxis kann es sich bei der Realbegegnung einerseits um die Einbeziehung externer Expert/innen in den Unterricht und andererseits um einen Unterricht außerhalb des Schulgebäudes oder auch Lehrausgänge bzw. Exkursionen handeln.
Anpassung der Stundentafel
Die Stundentafel der TNMS orientiert sich nahe an der Stundentafel bei Führung eines Schwerpunktes, der dem naturwissenschaftlichen und mathematischen Schwerpunktbereich zuzuordnen ist. Geringfügige Abweichungen durch Nutzung der Autonomie am Standort und die Verwendung der Stundentafel für schulautonome Lehrplanbestimmungen sind möglich.
Schulautonome Lehrpläne für Freigegenstände und Unverbindliche Übungen
Die Schwerpunktsetzung „Technik und Naturwissenschaften“ erfolgt durch zusätzliche Ressourcen im Ausmaß von maximal sechs Wochenstunden pro Schulstufe für die Führung von bis zu zwei Gruppen.
Das zusätzliche Angebot richtet sich dabei an ca. 25 bis 30 Schüler/innen. Eine Gruppe erhält daher im Rahmen von Freigegenständen und Unverbindlichen Übungen ein zusätzliches Angebot im Ausmaß von drei Wochenstunden pro Schulstufe.
Moderne Ausstattung der Schulen
Für die Ausstattung der Schulen und die benötigten Lehrmittel ist im Bereich der Pflichtschulen der Schulerhalter (Gemeinde bzw. Magistrat) zuständig. Es ist darauf zu achten, dass in den technisch-naturwissenschaftlichen Unterrichtsräumen auch entsprechende Möglichkeiten für Schülerversuche (zB Laborplätze) vorhanden sind. Lehrmittel von externen Unterstützern (zB Unternehmen) werden über den Weg der Schulerhalter zur Verfügung gestellt, damit die Schule nicht mit dem Sponsoringerlass in Konflikt kommt.
Neubeantragung des Schwerpunktes im 4-jährigen Rhythmus
Um einen entsprechenden Qualitätsentwicklungsprozess sicherstellen zu können, ist nach Ablauf von jeweils vier Jahren ein neuer Projektantrag einzureichen. Die Qualitätsprüfung und Genehmigung erfolgt durch die pädagogische Abteilung des Landesschulrates.
Externe Evaluierung (qualitativ und quantitativ)
Eine externe qualitative Evaluierung, die sich am pädagogischen Ertrag orientiert, ist in Zusammenarbeit mit den beiden pädagogischen Hochschulen geplant. Dabei ist jedenfalls auf die Erreichung der in den autonomen Lehrplänen angeführten Ziele und Inhalte Bezug zu nehmen. Eine quantitative Evaluierung erfolgt über das Bildungsmonitoring des Landes OÖ.
Wirtschaft begrüßt weiteren Ausbau der technisch-naturwissenschaftlichen Neuen Mittelschulen (TNMS) in Oberösterreich
„Mit der Schaffung eines neuen Schwerpunktes für die Neuen Mittelschulen im Bereich ‚Technik-Naturwissenschaften‘ wurde vor rund zwei Jahren einem langjährigen Wunsch der oberösterreichischen Wirtschaft entsprochen, dass neben einem Sport- bzw. Musik-Schwerpunkt auch ein wirtschaftsbezogener Schwerpunkt an den Neuen Mittelschulen angeboten wird. Wir freuen uns daher, dass der Landesschulrat OÖ mit Amtsf. Präsident Fritz Enzenhofer an der Spitze und Landeshauptmann-Stv. Thomas Stelzer diesen bereits eingeschlagenen Weg in Oberösterreich konsequent fortsetzen und sogar noch ausbauen“, betont WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner.
Bei der Weiterentwicklung dieses Konzeptes war es der Wirtschaftskammer Oberösterreich besonders wichtig, dass alle Projektanträge der Schulen, die sich für eine Technisch-Naturwissenschaftliche Neue Mittelschule bewerben, unmittelbare Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft enthalten. Die Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft bietet für die Schülerinnen und Schüler unmittelbare erste Einblicke in konkrete Berufsfelder aber auch Unternehmen. „Gerade diese Praxiserfahrungen sollen auch eine geglückte weitere Bildungs- und Berufsentscheidung fördern. Die WKO Oberösterreich wird daher auch mit ihren Bezirksstellen aktiv die Anbahnung dieser Kooperationen von Schulen und Wirtschaft mitunterstützen“, so Präsident Trauner.
Ein weiterer Wunsch der Wirtschaft war auch, dass diese Schulen mit technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkten anhand erfolgsrelevanter Faktoren in ihrer Wirksamkeit begleitend evaluiert werden. Eine Verlängerung nach vier Jahren setzt in Zukunft positive Evaluierungsergebnisse für den jeweiligen Schulstandort voraus. Gerade vor dem Hintergrund, dass für diesen Schwerpunkt zusätzliche öffentliche Mittel eingesetzt werden, erscheint diese nachgewiesene positive Wirksamkeit als zentrales Verlängerungskriterium als wichtig.
TNMS bieten idealen Einstieg in die Technik!
Der Technikerbedarf in der oberösterreichischen Industrie ist hoch und wird in Zukunft noch weiter steigen. Der Hauptgrund dafür liegt in der rasant voranschreitenden Digitalisierung, wie Dr. Axel Greiner, Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), erklärt: „Die Digitalisierung führt nicht nur zu neuen Geschäftsmodellen und neuen, innovativen Produkten und Dienstleistungen sondern auch zu tiefgreifenden Änderungen in den Produktionsprozessen. Die Nachfrage der Industrie nach technisch-naturwissenschaftlichen Fachkräften wird durch diese Entwicklung, die wir unter dem Schlagwort ‚Industrie 4.0’ zusammenfassen, weiter zunehmen!“ Schon seit Jahren falle es vielen Betrieben schwer, qualifizierte Techniker aller Ausbildungsniveaus in ausreichendem Maße zu finden. Alleine in Oberösterreich seien derzeit trotz hoher Arbeitslosigkeit rund 12.000 Stellen unbesetzt. „Wenn man bedenkt, dass alleine in unserem Bundesland rund 40.000 Menschen arbeitslos sind, besteht augenscheinlich ein Mismatch zwischen Ausbildung und Nachfrage“, so Greiner.
Industrie braucht fundiert ausgebildete Mitarbeiter
Seitens der Industrie werden Techniker aller Ausbildungsstufen – von der Lehre über die HTL – bis hin zur Hochschule – gesucht. Für Menschen ohne Ausbildung bzw. Lehrabschluss wird es hingegen immer schwieriger, Jobs in der Industrie zu finden. „Die Betriebe brauchen fundiert ausgebildete Mitarbeiter“, betont Greiner: „Deshalb ist die duale Ausbildung und die HTL für die Industrie besonders wichtig.“ Genau hierfür würden die Technisch-Naturwissenschaftlichen Neuen Mittelschulen (TNMS) den idealen Einstieg bieten. Der IV OÖ-Präsident ist daher sehr angetan, dass die von der früheren Bildungslandesrätin Mag. Doris Hummer gestartete Initiative von Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Thomas Stelzer weitergeführt wird und einen weiteren Ausbau erfährt. „Nach den bereits lange bestehenden Sport- und Musikhauptschulen wird mit der Technisch-Naturwissenschaftlichen Neuen Mittelschule eine Lücke geschlossen und der bestehenden Nachfrage seitens der Industrie Rechnung getragen.“
Flächendeckender Ausbau in Oberösterreich als Ziel
Da der Bedarf an Fachkräften, die mit modernsten und zunehmend vernetzten Maschinen umgehen können, weiter steigen wird, ist es aus Sicht von Greiner wünschenswert, dass es über das ganze Land verteilt zu einem Ausbau der Technisch-Naturwissenschaftlichen Neuen Mittelschule kommt. „Oberösterreich ist ein industrielles Flächen-Bundesland mit einer ausgeprägten Industrie in allen Vierteln. Daher begrüßen wir, dass LH-Stv. Mag. Thomas Stelzer die TNMS flächendeckend in jedem Bezirk – entsprechend der Nachfrage – ausbauen will, damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler motiviert werden, eine technische Lehre zu beginnen oder ihre Schullaufbahn in einer HTL weiterzuführen!“, so IV OÖ-Präsident Dr. Axel Greiner abschließend.
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Fotos: Land OÖ/Kauder