Mit der großen Flüchtlingswelle sind auch in Oberösterreich neue, zusätzliche Herausforderungen zu bewältigen. Das Sozialsystem, das Miteinander, der Schulbereich, die Wohnungsfrage – all diese Bereiche sind einer verstärkten Beanspruchung ausgesetzt.
Oö. Schulen stehen vor großen Herausforderungen:
Exakt 2.934 Kinder zwischen 3 und 18 Jahren haben seit Juli 2015 in Oberösterreich Schutz gefunden und leben hier in der Grundversorgung. Diese Kinder kommen zu einem großen Teil aus Afghanistan (1415), gefolgt von Syrien (825) und dem Irak (396).
Im Schuljahr 2015/2016 sind mehr als 2.000 Flüchtlingskinder in das oberösterreichische Pflichtschulsystem eingetreten. Weitere 642 Kinder werden nach derzeitigem Stand in den nächsten Jahren schulpflichtig.
Wertekompass bietet Orientierung
Einen Schwerpunkt will Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Thomas Stelzer auf die Wertevermittlung in den Schulen legen. Dazu wurde in den letzten Monaten intensiv an der Erstellung eines Wertekompasses gearbeitet. Der Wertekompass OÖ soll den oberösterreichischen Pädagoginnen und Pädagogen einen zuverlässigen Orientierungsrahmen in der Wertevermittlung bieten.
Mit Beginn des Schuljahrs 2016/2017 werden den Schulen und Kindergärten von der Education Group in Kooperation mit dem LSR OÖ außerdem Angebote und Unterrichtsmaterialien angeboten, die Pädagoginnen und Pädagogen bei der altersadäquaten Umsetzung unterstützen. Das Begleitmaterial zum Wertekompass wird zielgruppenspezifisch vom Kindergarten über die Volksschule bis hin zu Sekundarstufe I und II aufbereitet. Konkrete praxisorientierte Anregungen und Unterrichtsimpulse werden unter www.wertekompass-ooe.edugroup.at zur Verfügung stehen.
„Die oberösterreichischen Schulen stehen zweifelsohne vor großen Herausforderungen. Daher braucht es Grundregeln für ein gutes und vertrauensvolles Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen sollen einander näher rücken und trotz ihrer Unterschiedlichkeit gut miteinander auskommen. Um diese Herausforderung zu bewältigen, müssen wir auch selbst Klarheit über unsere Grundwerte haben und diese respektvoll und verständlich an Menschen vermitteln, denen sie zu wenig bekannt sind. Der Wertekompass soll dabei Orientierung geben“, betont LH-Stv. Mag. Thomas Stelzer.
“Die Schule wurde zum Brennglas für Entwicklungen der modernen Gesellschaft. Hier zeigt sich deren Heterogenität in der täglichen Arbeit in vielfältiger Ausprägung. Einerseits bereichernd, oftmals aber auch belastend. Ein Kompass erleichtert die Orientierung. Schule hat auch die Aufgabe zu erziehen. Und dafür ist der Wertekompass eine gute Orientierungshilfe. Er soll Grundlage für einen respektvollen Umgang zwischen jungen Menschen aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen werden und den Lehrerinnen und Lehrerinnen und Lehrern ihre verantwortungsvolle Arbeit erleichtern”, hofft LSR-Präsident Fritz Enzenhofer.
Oberösterreicher/innen für klare Werte im Schulalltag:
Bestätigt fühlt sich LH-Stv. Stelzer durch eine aktuelle Umfrage (M&R, März 2016, n = 1.000): Laut dieser Befragung sind 73 % der befragten Oberösterreicher/innen für „klar definierte Werte für den Schulalltag, um die gegenseitigen Regeln zu kennen“, nur 9 % dagegen und 18 % geben keine Antwort.
Wertekompass von namhaften Experten mitgestaltet:
Für die Erstellung des Inhaltes konnte Dr. Christian Schacherreiter, Direktor des Georg von Peuerbach Gymnasiums, gewonnen werden.
Zusätzlich hat ein Expertengremium an der Erstellung des Wertekompasses mitgearbeitet:
- Dr. Bert Brandstetter (Präsident der Katholischen Aktion OÖ)
- Dr. Christine Haiden (Chefredakteurin „Welt der Frau“)
- Dr. Helmut Obermayr (Religionsbeirat des Landes OÖ)
Der Wertekompass gliedert sich in sieben Kapitel:
- Unser humanistisches Menschenbild
- Gleichberechtigung aller Menschen vor dem Gesetz, Toleranz und Respekt
- Persönliche Freiheit, Verantwortung und Solidarität
- Mündigkeit und Demokratie
- Rechtssicherheit und Rechtsstaat
- Bildungsbereitschaft und kulturelle Begegnung
- Mensch und Natur
Wertebildung geht über reine Wissensvermittlung hinaus
Damit unsere Kinder und Jugendlichen die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistern können, reicht rein kognitives Wissen, das auswendig gelernt oder abgeprüft werden kann, nicht aus. Vielmehr geht es darum, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen eine Werthaltung zu entwickeln, die sich in weiterer Folge auch in ihren Entscheidungen und Handlungen zeigt.
Bei der Umsetzung der Materialien wird daher auf eine Kompetenzorientierung, die auf Wissen, Können und Handlungsbereitschaft abzielt, Wert gelegt. Zahlreiche Teilaspekte aus dem Wertekompass OÖ sind lehrplanmäßig bereits auf konkrete Kompetenzen sowie Deskriptoren heruntergebrochen. So zum Beispiel in den Bereichen Interkulturalität, Politische Bildung, Genderkompetenz, Globales Lernen, Geistige Landesverteidigung, Soziale und personale Kompetenz, usw.
Ziel der Unterlagen ist eine kompetenzorientierte, aktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten aus dem Wertekompass OÖ sowie eine gesamtheitliche Wertebildung, die Orientierung bietet, die persönliche sowie gemeinschaftliche Ebene reflektiert und zum wertschätzenden Dialog einlädt.
Cartoons & Bildimpulse für die Praxis
Am besten gelingt Lernen im Bereich der Wertevermittlung, wenn Offenheit ermöglicht und Interesse geweckt werden kann. Dazu braucht es neben einer wertschätzenden und vertrauensvollen Basis, Material das anspricht und an die Erfahrungswelt der Kinder und Jugendlichen anknüpft. Bei der Konzeption des Begleitmaterials wird verstärkt auf Bildimpulse gesetzt.
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Foto: Land OÖ/Grilnberger