Buchpräsentation: Beyond Hartheim
Täterinnen und Täter im Kontext von ‚Aktion T4‘ und ‚Aktion Reinhard‘
Neue Studien zu Täterinnen und Tätern von NS-Euthanasie und Holocaust
In den vergangenen Jahren liefen die Bemühungen des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim um die Erforschung der Biografien von NS-Täterinnen und -Tätern mit den Aktivitäten des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI) zusammen. Die beiden Institutionen führten im Jänner 2017 in Hartheim ein gemeinsames Kolloquium durch. Sechs Referentinnen und Referenten widmeten sich verschiedenen Aspekten der Täterforschung, vor allem aber den Biografien von österreichischen Täterinnen und Tätern der ‚Aktion T4‘ und der ‚Aktion Reinhard‘ sowie deren Helferinnen und Helfern. Das Ziel des Kolloquiums war, neuere bzw. laufende Forschungen von etablierten wie auch von jüngeren Forscherinnen und Forschern zu präsentieren und zu diskutieren.
Unter den im Zuge des Kolloquiums behandelten NS-Täterinnen und Tätern befanden sich mit Rudolf Lonauer und Franz Stangl, beide gebürtig aus Oberösterreich, auch zwei Personen, die Wiesenthal in seinem Dossier aus dem Jahr 1964 aufgelistet hatte. Beleuchtet wurden im Kolloquium allerdings nicht nur die Biografien von Personen aus den höheren Rängen des nationalsozialistischen Vernichtungsapparats bzw. der einzelnen Vernichtungseinrichtungen, sondern auch das Personal aus den verschiedensten untergeordneten Bereichen des Massenmords bzw. seiner administrativen Abwicklung. Dabei waren nicht nur Karrieren, Lebensverläufe und Netzwerke Gegenstand der Untersuchungen; es wurden auch Selbstdarstellungen, Rechtfertigungen und die Versuche der juristischen Aufarbeitung nach 1945 analysiert.