- Borkenkäferbefall in den oö. Wäldern schreitet wie befürchtet weiter voran – Enorme Schadholzmenge von zwei Millionen Festmeter im Jahr 2018 könnte heuer noch übertroffen werden
- Das Land Oberösterreich hat beim Bund eine Erhöhung der Fördermittel für forstwirtschaftliche Maßnahmen um sechs Millionen auf insgesamt 21 Millionen Euro erwirkt
- Bitte an die Waldbäuerinnen und Waldbauern, weiter aktiv ihre Wälder auf Borkenkäfer-Befall zu kontrollieren und befallene Stämme zu entfernen
- Nutzholz-Schlägerungen ohne Schädlingsdruck sollten weiterhin unterlassen werden, um den Holzmarkt nicht zusätzlich zu belasten
- Abfuhr Richtung Holzindustrie läuft auf Hochtouren, weiterhin klare Ersuchen Richtung Holzindustrie, die Holzabnahme aus österreichischen Wäldern weiterhin möglichst hoch zu halten
- Österreich ist siebtgrößter Schnittholzexporteur weltweit – Die notwendigen langfristigen Liefer-Verträge führen auch aktuell zu Rundholzimporten
- Land OÖ bemüht sich weiterhin aktiv um Holzlager zur Zwischenlagerung von Rundholz
„Wir haben als sehr stark betroffenes Bundesland eine substanzielle Aufstockung der forstlichen Fördermittel vom Bund gefordert und auch erhalten. Wir wollen damit aber die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer in ihrer schwierigen Situation möglichst gut unterstützen. Es braucht ihren anhaltenden Einsatz in den Wäldern, um die Lage in den Griff zu bekommen. Genauso ersuche ich die Holzindustrie, weiterhin möglichst viel Holz aus den heimischen Wäldern abzunehmen. Nur gemeinsam können wir diese Situation meistern.“
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer
„Die aktuellen, sehr heißen Temperaturen führen zu einer noch schnelleren Entwicklung des Borkenkäfers und erschweren die Holzarbeit. Die Kontrolle der Wälder und das Entfernen der befallenen Stämme sind aktuell trotzdem so dringend notwendig wie selten zuvor. Auch an die Wiederbewaldung ist bereits zu denken, die aufgestockten Fördermittel in diesem Bereich sind daher dringend notwendig. Ich appelliere an alle Waldbäuerinnen und –bauern, diese Fördermöglichkeiten auch entsprechend zu nutzen.“
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger
Ausgangssituation im Juni 2019
Der Borkenkäferbefall schreitet in den oberösterreichischen Wäldern auch im Jahr 2019 rapide voran. Hauptbetroffen sind die tieferen Lagen des Mühl-, Hausruck- und Innviertels wie auch das gesamte Alpenvorland. Aufgrund der Massenvermehrung der Borkenkäfer werden auch immer höhere fichtenreiche Lagen befallen, sodass Waldbestände großflächig kahlgeschlagen werden müssen, um das Schadholz rasch aus dem Wald zu bringen und eine weitere Ausbreitung hintanzuhalten.
Schadholzanfall
Im Jahr 2018 hat das Land Oberösterreich witterungs- und klimabedingt einen noch nie erreichten Schadholzanfall infolge Borkenkäfer verzeichnet. Laut den aktuellen Ergebnissen der Holzeinschlagsmeldung betrug der Holzeinschlag in Oberösterreich 2018 schadholzbedingt rund 3,5 Mio. Erntefestmeter. Rund 2 Mio. fm davon betrug der Schadholzanteil infolge Borkenkäfer, Sturm, Schneedruck und Eschensterben.
In Oberösterreich ist rund 50 Prozent des Waldbesitzes Bauern- und Kleinprivatwald. Diese Besitzkategorie ist durch den Borkenkäfer besonders betroffen und musste den größten Anteil der zwangsweisen Nutzung vornehmen. Der Holzeinschlag liegt im Bauernwald gegenüber Normaljahren um mehr als 30 Prozent über den schadensbedingt hohen Werten der Vorjahre.
Aufstockung der Fördermittel
Im Rahmen des Förderungsprogrammes der Ländlichen Entwicklung stehen in der aktuellen Programmperiode rund 15 Mio. Euro für forstwirtschaftliche Maßnahmen zur Verfügung. Aufgrund der enormen Betroffenheit des Bundeslandes Oberösterreich wurde beim Bund eine Mittelaufstockung von rund 6 Mio. Euro erwirkt, sodass eine Erhöhung auf rund 21 Millionen Euro gegeben ist. Diese Mittel stehen nunmehr den Waldeigentümern für Waldbau, waldökologische und waldökonomische wie auch forstschutztechnische Maßnahmen zur Verfügung und werden vom Oö. Landesforstdienst abgewickelt.
Mit der holzverarbeitenden Industrie ist man auch in Verhandlungen, um entsprechende Lager anzulegen. Die Anlage von Holzlagerplätzen wird gefördert, ebenso der Zwischentransport des Holzes abseits vom Gefährdungsbereich des Waldes wie auch das Verhaken von bruttauglichem Material mit Standardsätzen. Aufgrund der prekären Waldschadenssituation ist ein Zusammenwirken aller Kräfte erforderlich.
Starke österreichische Holzverarbeitung
Die österreichische Holzindustrie hat im Jahr 2018 einen Rekord-Produktionswert von 8,33 Mrd. Euro und damit ein Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. Österreich ist der siebtgrößte Schnittholzexporteur weltweit. Auch die Verarbeitungskapazität im Bundesland Oberösterreich ist sehr hoch und beträgt mehr als den doppelten Gesamtholzeinschlag des Bundeslandes in Normaljahren. Die Oö. Holzindustrie liegt damit in der Wertung der Produktionszahlen von Holz und Holzprodukten an erster Stelle. Auf Initiative von LR Max Hiegelsberger werden seit 2017 periodisch Runde Tische zwischen Forst- und Holzwirtschaft abgehalten, um aus Forstschutzgründen auf den vorrangigen Abtransport des oö. Schadholzes einzuwirken und dadurch eine weitere Ausbreitung auf die Nadelholzvorräte im oberösterreichischen Wald zu vermeiden.
Forstbehördliche Maßnahmen
Das Land Oberösterreich setzt alles daran, die Nadelholzvorräte als maßgebliches volkswirtschaftliches Vermögen zu erhalten und die Wiederbewaldung der Kahlflächen im Sinne der Erhaltung der öffentlichen Wirkungen des Waldes (Hochwasser -und Erosionsschutzes etc) sicherzustellen.
Aufgrund des hohen Schädigungsgrades des Kleinstprivatwaldes – es gibt in Oberösterreich rund 70.000 Waldeigentümer, die Waldflächen gemäß Kataster besitzen – ist eine enorme Steigerung der forstbehördlichen Maßnahmen gegeben. Die Behörden haben im Jahr 2019 über 4.000 forstbehördliche Aufforderungen zur Entfernen von Borkenkäferholz erteilt und alle wirksamen Maßnahmen ergriffen, um die Massenvermehrung einzudämmen.