Die Kinder- und Jugendhilfe OÖ blickt heuer auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die Gründung des Landesjugendamtes im Jahr 1919 sollte vor allem die Mutterberatung, die Amtsvormundschaften über uneheliche Kinder sowie die Pflegekinderaufsicht in Oberösterreich sicherstellen und vereinheitlichen. Seither hat sich viel verändert – sowohl bei den Hilfsmöglichkeiten, den pädagogischen Ansätzen, aber auch gesellschaftlich. In einer Festveranstaltung im Landhaus wurde mit vielen Ehrengästen ein geschichtlicher Bogen über die letzten 100 Jahre gespannt und dieser Wandel sichtbar gemacht. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer würdigten die Arbeit der in der Kinder- und Jugendhilfe tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Am 14. Juli 1919 wurde in Oberösterreich die Einrichtung eines Landesjugendamtes beschlossen. Der Aufbau war mühsam, es mangelte an geeigneten Fürsorgerinnen und an finanziellen Mitteln. Zwanzig Jahre später mussten die Fürsorgerinnen die NS-Ideologie umsetzen. Dieser Geist wirkte noch lange nach und viele der Missstände reichten bis in die 70er Jahre hinein.
Das Jugendwohlfahrtsgesetz 1989 brachte einen Paradigmenwechsel. Die Unterstützung von Familien wurde in den Vordergrund gestellt und präventive Angebote massiv ausgebaut. Derzeit vollzieht die Kinder- und Jugendhilfe einen weiteren, wichtigen Entwicklungsschritt: Jetzt geht es darum, Kinder und Familien als Experten ihres eigenen Lebens zu sehen, sie zu begleiten und zu beteiligen statt zu bevormunden.
Am 30. September 2019 wurde in einer Festveranstaltung ein Bogen über die letzten 100 Jahre gespannt. Der Blick zurück erfolgt über Zeitzeugen-Interviews, ein Buch und eine Ausstellung. Landeshauptmann Thomas Stelzer betonte in seiner Ansprache die wichtige Arbeit der modern ausgebildeten Sozialarbeiter/innen, die einen wertvollen Beitrag zu einem gesunden und förderlichen Aufwachsen unserer jungen Menschen leisten. Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer bedankte sich bei ihren Mitarbeiter/innen in der Kinder und Jugendhilfe: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen hohe Verantwortung. Sie haben einen Job, der viel Fingerspitzengefühl erfordert – nicht nur im Umgang mit den Kindern, sondern auch mit den Eltern und dem gesamten Familiengefüge. Es geht immer um das Wohl der Kinder. Wir haben zum Glück viele Beratungsstellen, Sozialarbeiter an Schulen, Unterstützung in den eigenen vier Wänden, Pflegefamilien und Wohngruppen, die Betroffenen Hilfe geben.“
Ebenfalls auf die Bühne gebeten wurden der ehemalige Sozial-Landesrat Josef Ackerl, Caritas-Direktor Franz Kehrer, der frühere Leiter der Sozialakademie Hans Krottenthaler, die Kinder- und Jugendhilfesprecherin der Bezirkshauptleute, Mag. Carmen Breitwieser sowie ehemalige und heutige Sozialarbeiter/innen und Systempartnerinnen. EU-Jugendbaufragter Ali Mahlodji betonte in seinem motivierendem Vortrag was Kinder heute brauchen, damit ihnen morgen die Zukunft gehört.