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„OÖ Menschenrechtspreis 2020“ verliehen

„OÖ Menschenrechtspreis 2020“ an Schwester Tarcisia Valtingoier, Volksschuldirektorin i.R. Maria Atteneder und #guteNachbarschaft des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen verliehen

 

Traditionell verleiht das Land Oberösterreich seinen Menschenrechtspreis rund um den 10. Dezember, dem Jahrestag der Proklamation der Allgemeinen Menschenrechte durch die Vereinten Nationen. Bedingt durch die Corona-Situation rund um dieses Datum war eine Verleihung aber nicht möglich – daher wird diese Verleihung heute am Montag, 14. Juni, im feierlichen Rahmen im Linzer Landhaus nachgeholt.

Menschenrechtsarbeit kann wie kaum eine andere Arbeit Mut machen und sie kann im besten Fall auch Schule machen. Menschenrechtsarbeit ist mitunter mühsam und zermürbend, aber sie macht unser aller Leben lebenswerter. Die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger leisten mit ihrer Arbeit einen sehr großen Beitrag zu den Menschenrechten und dafür möchte ich im Namen vieler herzlich danken“, so die Botschafterin Dr. Elisabeth Tichy-Fisslberger, Ständige Vertreterin Österreichs beim  UN-Menschenrechtsrat in Genf in ihrer digital übertragenen Festrede.

„Der OÖ Menschenrechtspreis würdigt besonders herausragende Dienste um die Wahrung und Durchsetzung von Menschenrechten. Die heurigen Preisträgerinnen und Preisträger haben gerade auch in der Corona-Krise besondere Hilfeleistung, Solidarität und Verantwortung bewiesen. Sie erfüllen den Grundrechtskatalog der Vereinten Nationen mit Leben, in dem sie sich für ihre Mitmenschen engagieren und einsetzen. Genau dieser große Zusammenhalt und unermüdliche Einsatz vieler Landsleute sorgen dafür, dass wir diese Krise so gut bewältigen können“, bedankt sich Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer für das große Engagement.

Der OÖ Menschenrechtspreis wird alle zwei Jahre vergeben. Das Preisgeld wird zu drei gleich hohen Teilen zu je 7.000 Euro an die Preisträgerinnen und Preisträger aufgeteilt.

Die Preisträgerinnen und Preisträger

Schwester Tarcisia Valtingoier

Sr. Tarcisia lebt jetzt in Wien. Sie hat sich 20 Jahre lang in Oberösterreich für die Obdachlosenhilfe eingesetzt und hier viele Projekte und Aktivitäten entwickelt und umgesetzt. Durch ihren Einsatz und ihre Taten wurde die Lebenssituation für viele Menschen in Linz erheblich verbessert.

„Für meine Arbeit bei den obdachlosen Menschen bin ich sehr dankbar. Ich konnte diesen Menschen nicht nur viel geben, sondern ich habe von ihnen auch viel gelernt. Zum Beispiel wie wenig man braucht, um überleben zu können, und wie groß die Dankbarkeit oft für kleine Dinge ist, die wir als selbstverständlich nehmen. Meine Tätigkeit in Oberösterreich erfüllte mich mit großer Freude. Ich habe die Menschen von diesem Land schätzen und lieben gelernt und die Atmosphäre in Oberösterreich war für mich immer eine sehr gute und angenehme“, freut sich Schwester Tarcisia Valtingoier über die Auszeichnung.

Von 1999 bis 2018 leitete sie das „Vinzenzstüberl“, eine Ausspeisung für Menschen mit geringem Einkommen im KH der Barmherzigen Schwestern. Zudem rief Schwester Tarcisia das Projekt “Help Mobil” ins Leben. Ein gemeinsames Angebot der Caritas, des Arbeiter-Samariterbundes, der Kongregation der Barmherzigen Schwestern Linz, des Lazarus-Ordens Hilfsdienstes und des Roten Kreuzes. Es stellt zwei Mal pro Woche an verschiedenen Standorten in Linz die medizinische Versorgung von Obdachlosen und von Menschen ohne Krankenversicherung sicher.

Das sogenannte „Krankenzimmer“ der Caritas für Menschen in Not, wurde ebenfalls unter der Beteiligung von Schwester Tarcisia gegründet. Wohnungslosen Menschen, die nach einem stationären Krankenhausaufenthalt entlassen werden, stehen seitdem Plätze der Kurzzeitunterbringung für die medizinische Nachsorge zur Verfügung.

Ein weiterer Schwerpunkt von Schwester Tarcisia war die Winternotversorgung für Armutsmigrantinnen und –migranten.

 

Volksschuldirektorin i.R. OSR Maria Atteneder

Maria Atteneder setzt sich seit Jahrzehnten für die lückenlose Verwirklichung des Menschenrechts auf Bildung ein. Herzstück ihrer Arbeit ist das Projekt „Alpha. Meine Chance“, dessen Mitinitiatorin sie 2016 war. Hier geht es darum, Kinder mit Lesedefiziten zu begleiten und ihnen so die Chance auf eine bessere und sorgenfreie Zukunft zu geben.

In Oberösterreich engagieren sich mittlerweile mehr als 300 freiwillige Helferinnen und Helfer als Lesecoach und unterstützten alleine im Jahr 2019 635 Kinder im Alter von sieben bis 11 Jahren. Insgesamt wurden über 6.000 Fördereinheiten geleistet.

„Ich hatte das große Glück, in einer Familie aufzuwachsen, in der Lesen immer eine zentrale Stelle einnahm. Bei Papa mussten wir die Zeitung verkehrt rum flüssig lesen und Mutti, die heute beinahe 97 Jahre alt ist, ist immer noch eine Leseratte. Diese Prägung konnte ich für mein ganzes Leben mitnehmen und in meinem Lehrberuf als Volksschullehrerin konnte ich davon profitieren“, so die Preisträgerin OSR Maria Atteneder.

Die Initiative „Alpha. Meine Chance“ ist mittlerweile in allen Bezirken umgesetzt. Sie steht nun stellvertretend für das breite Engagement von Maria Atteneder im Rahmen des Oö. Jugend-Rot-Kreuzes. Seit den 1980er Jahren ist sie hier aktiv. Seit 2013 ist sie stellvertretende Landesleiterin des Oö. Jugend-Rot-Kreuzes. Sie setzt sich als freiwillige Mitarbeiterin und Funktionärin sowohl in der schulischen als auch in der freizeitorientierten Arbeit für eine menschliche Gesellschaft ein.

Frau Atteneder lebt in Liebenau im Bezirk Freistadt. Sowohl in ihrem Heimatbezirk als auch im gesamten Bundesland ist ihr Wirken durch das freiwillige Engagement beim Roten Kreuz spür- und erlebbar.

Das Projekt #guteNachbarschaft – Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen

Das Evangelische Diakoniewerk Gallneukirchen wird als erste Organisation für ihr besonderes Engagement in der Corona-Pandemie ausgezeichnet. Es hat rasch auf die neue Situation durch die Pandemie reagiert. Daher wurden besonders jene in den Fokus gestellt, die alleine leben und einer Risikogruppe angehören. Dem Diakoniewerk war es wichtig, die Menschen nicht alleine zu lassen.

Mit dem Projekt #guteNachbarschaft ist es dem Diakoniewerk gelungen, in einem Geiste der Fairness und der guten Nachbarschaft engagiert und wirkungsvoll auf die Not von Menschen zu reagieren. Bereits zu Beginn des ersten Lockdowns am 13. März 2020 hat das Diakoniewerk begonnen, dieses Projekt auf die Beine zu stellen mit einem klaren Ziel: Gemeinschaft und Zusammenhalt zu fördern und jenen zu helfen, die jetzt aktuell Hilfe benötigt haben. Beeindruckend hier die Resonanz: In den ersten 72 Stunden meldeten sich mehr als 500 Freiwillige.

„Die Corona-Pandemie hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Vor allem ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende, Familien mit Kindern oder auch jene, die allein leben waren besonders von Isolation und Einsamkeit aber auch Mehrfachbelastung und Überforderung betroffen. Das Projekt #guteNachbarschaft steht – wie unser tägliches Tun in der Arbeit mit Menschen – im Zeichen der Nächstenliebe und des Miteinanders. Mit Engagement und auch mit Mut rückte die Gesellschaft trotz Abstand und Distanz zusammen. Wir sind sehr stolz, dass sich so viele Menschen in den Dienst der Freiwilligkeit gestellt haben“, sagt Dr.in Daniela Palk, Vorständin Diakoniewerk, die den Preis stellvertretend für alle freiwilligen Helferinnen und Helfer entgegennahm.

Bis Ende April 2020 waren es mehr als 1.500 Menschen, die ihre Hilfe angeboten haben. Die Freiwilligen versorgten 500 ältere Menschen und Risikopatient/innen mit Einkäufen, übernahmen Medikamentenabholdienste oder in sogenannten „Lerntandems“ das Homeschooling für Familien mit schulpflichtigen Kindern.

„Die Unterstützung war großartig. Uns hat das so begeistert, dass sich gleich vom ersten Tag an so viele freiwillige Helferinnen und Helfer gemeldet haben. In dieser Zeit hat man gemerkt, dass die Leute trotz Abstand sehr zusammenrücken. Sehr viele Freiwillige haben Hilfesuchenden geholfen und waren sofort bereit, Aufgaben zu übernehmen und es ist richtig schön, wenn man das so erleben kann“, freuen sich Manuela Heindler und Conny Doblhammer, Koordinatorinnen des Projektes #guteNachbarschaft.

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