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Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landtagspräsident Max Hiegelsberger: 105 Tonnen Saatgut aus OÖ sichern 2.700 Hektar landwirtschaftliche Produktion in der Ukraine

Der schreckliche Angriffskrieg Russlands in der Ukraine bringt nicht nur unfassbares menschliches Leid und Zerstörung, er schadet auch der landwirtschaftlichen Produktion im Land massiv – mit drastischen Folgen für die ukrainische Bevölkerung, aber in weiterer Konsequenz auch für viele Länder, die ihre Lebensmittel zu großen Teilen aus der Ukraine importieren. „Mit einer Saatgut-Lieferung im Ausmaß von gut 100 Tonnen zur Kultivierung von knapp 2.700 Hektar Ackerland leistet Oberösterreich einen weiteren und nachhaltigen Beitrag zur Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung und zur Verminderung zukünftiger Hungerkrisen“, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Landtagspräsident Max Hiegelsberger. „Die Lieferung von Saatgut steht auch als Symbol für eine hoffentlich baldige friedliche Entwicklung sowie für eine nachhaltige Unterstützung aus Oberösterreich für die Ukraine. Ein großes Dankeschön gilt allen Partnern der Aktion, mit denen gemeinsam die Finanzierung in Höhe von gut 185.000 Euro aufgestellt werden konnte.“

 

Ukraine-Krieg verschärft globale Hungersituation

Der Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine hat verheerende Folgen für die ukrainische Zivilbevölkerung und die lokalen Wirtschaftsstrukturen. Die großflächige Zerstörung ziviler Infrastruktur bedeutet eine humanitäre Krise. Der zu erwartende Einbruch der agrarischen Produktion in der Ukraine zieht zudem auch negative globale Konsequenzen nach sich.

Die Ukraine als Kornkammer Europas verfügt über 42 Millionen Hektar Ackerland (Österreich im Vergleich 1,32 Millionen Hektar), ein großer Anteil davon sehr fruchtbare Schwarzerde-Böden. Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Agrargüterexporteuren der Welt. Bei Mais, Weizen, Rapsöl und Sonnenblumenöl befinden sich Russland und Ukraine jeweils unter den stärksten Exportländern und ernähren mit ihrer landwirtschaftlichen Produktion große Teile der Bevölkerung in Nord-, Ost- und Westafrika als auch in Asien (siehe Abbildung 1). Die FAO geht in einer ersten Schätzung davon aus, dass die Zahl mangelernährter Menschen infolge des Krieges in der Ukraine global um sieben bis 13 Millionen steigen könnte.

Abbildung 1: Anteil der Ukraine und Russlands am weltweit gehandelten Volumen an Weizen und Sonnenblumenöl (Quelle: FAO)

 

Oberösterreich hilft an entscheidender Stelle: Saatgut sichert Produktion in Ukraine und stärkt globale Lebensmittelversorgung

Am 15. März besuchte der ukrainische Botschafter Dr. Vasyl Khymynets das Oö. Landhaus für ein Gespräch mit Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landtagspräsident Max Hiegelsberger. Da Österreich als neutrales Land keine Rüstungsgüter oder Waffen an die Ukraine liefert, wurden im Rahmen des Treffens andere bedeutende Unterstützungen für die Ukraine, wie etwa die Lieferung von Saatgut, besprochen. Landtagspräsident Max Hiegelsberger nahm daraufhin Kontakt mit Vize-Landwirtschaftsminister Taras Dzoba auf, um die Details zum benötigten Saatgut und dessen Lieferung abzustimmen. Neben einer finanziellen Zusage des Landes Oberösterreich in Höhe von 50.000 Euro wurden auch namhafte heimische Unternehmen und Organisationen wie die Lions und der Ziegenzuchtverband für die finanzielle Unterstützung dieser sinnvollen Aktion gewonnen.

„Die ukrainische Seite konnte uns sehr schnell und genau Auskunft geben, bei welchen Kulturen noch Saatgut fehlt. Da auch landwirtschaftliche Infrastruktur wie Lagerhallen zerstört wurde, konnten 1,3 Millionen Hektar an fruchtbarem Ackerland noch nicht kultiviert werden. Das ist in etwa die gesamte Ackerfläche Österreichs. Es freut mich sehr, dass wir seitens Oberösterreich nun gezielt helfen und rechtzeitig für den Anbau von Soja, Mais und Sonnenblume das entsprechende Saatgut liefern können“, so Landtagspräsident Max Hiegelsberger.

 

105 Tonnen Saatgut für 2700 Hektar Ackerfläche

Fünf mit insgesamt gut hundert Tonnen Saatgut beladene LKWs brachen diese Woche vom Gelände der SAATBAU in Linz-Leonding auf in Richtung Lemberg. Das Saatgut im Wert von rund 185.000 Euro, zum Selbstkostenpreis von der Firma SAATBAU zur Verfügung gestellt, wird den Anbau auf rund 2.700 Hektar Land ermöglichen. Geliefert werden passende Sorten von Mais, Weizen, Soja und Sonnenblumen. Das ukrainische Landwirtschaftsministerium nimmt das Saatgut in Lemberg entgegen und verteilt es an Landwirte, die sich aufgrund der Kriegshandlungen nicht ausreichend mit diesen notwendigen Betriebsmitteln versorgen konnten.

 

Solidarität und konkrete Hilfsbereitschaft mit und für die Ukraine

Neben dem Land Oberösterreich mit Mitteln aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit finanzieren auch namhafte heimische Unternehmen und Organisationen aus Oberösterreich das Saatgut.

Folgende Partner beteiligen sich an der Hilfsaktion:

  • Raiffeisenlandesbank Oberösterreich
  • SAATBAU Linz
  • Ziegenzuchtverband OÖ
  • Oberösterreichische Versicherung AG
  • OÖ Lagerhausgenossenschaften
  • Lions Distrikt Mitte
  • Lions Multidistrikt 114

 

„Die Ukraine ist als Kornkammer und wichtiger Faktor in der landwirtschaftlichen Produktion bekannt – nicht nur für Europa, sondern auch für viele Länder außerhalb unseres Kontinents. Unsere gemeinsame Aktion, rund 100 Tonnen Saatgut zur Kultivierung von 2.700 Hektar Ackerland in die Ukraine zu liefern, hilft daher nicht nur der Ukraine, sondern trägt in weiterer Folge vor allem auch dazu bei, in vielen Ländern Lieferengpässe bei Grundnahrungsmitteln zu verhindern“, sagt Dr. Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

Die SAATBAU LINZ arbeitet seit mehr als 15 Jahren in der Ukraine und versorgt über ein Tochterunternehmen die Landwirte mit standortangepasstem Saatgut unterschiedlichster Kulturen. Für die Anbausaison 2022 hat eine rasche und unbürokratische Lieferung von Mais- Soja- und Sonnenblumensaatgut oberste Priorität, da sich das Zeitfenster für die Aussaat in nur wenigen Wochen schließt.

„Es sind herausfordernde Zeiten, die uns emotional, wirtschaftlich und ethisch fordern. Für uns gilt es jetzt, diese Hilfsaktion bestmöglich zu unterstützen, um das dringend benötigte Saatgut einigermaßen schnell und sicher zu den Landwirten bringen zu können. Die SAATBAU LINZ ist sich ihrer Verantwortung bewusst und wird ihren Beitrag dazu leisten, dass die agrarische Produktion so gut wie möglich aufrechterhalten werden kann“, betont Ing. Josef Fraundorfer, Geschäftsführer der SAATBAU LINZ.

Auch die oberösterreichischen Lagerhäuser beteiligen sich an der sinnvollen Aktion aus Solidarität mit ihren ukrainischen Berufskollegen, wie Ludwig Hubauer, Obmann der Lagerhaus-Genossenschaft Innviertel-Traunviertel-Urfahr ausführt: „Ich glaube, wir können uns gar nicht vorstellen, unter welch schwierigen Bedingungen die ukrainischen Landwirte derzeit arbeiten. Unsere Hilfslieferung soll zumindest zur notwendigen Eigenversorgung des Landes beitragen.“

Teil der Hilfsaktion ist auch die Oberösterreichische Versicherung. „Mit  Entsetzen  und  Fassungslosigkeit  blicken  wir  dieser  Tage  in die Ukraine.  Dass  2022  politische Konflikte in Europa mit Waffen ausgetragen werden  könnten, hätten wir bis vor kurzem nicht für möglich gehalten. Umso mehr gilt unser Mitgefühl der ukrainischen Bevölkerung und wir unterstützen hier gerne“, zeigt sich Generaldirektor Mag. Othmar Nagl bestürzt: „Darum ist es für  die  Oberösterreichische selbstverständlich, dass wir unseren Teil zu dieser tollen Aktion beitragen.“

Für die Lions als weltumspannende Organisation ist es eine moralische Verpflichtung, angesichts des verheerenden Krieges in der Ukraine zu helfen, wo es möglich ist. So haben sich auch der Lions Distrikt Mitte und der Multidistrikt 114 der Hilfsaktion angeschlossen. Hubert Hartl, Schatzmeister des Distrikts 114 und Mag.a Anke Merkl, Zonenleiterin der Zone Linz, erläutern ihre Beweggründe: “Seit mehr als 100 Jahren erfüllen die Lions ihren Auftrag »wir helfen« weltweit und auch in 262 Clubs in Österreich. Gerade angesichts dieses schrecklichen Krieges in der Ukraine müssen wir rasch und unbürokratisch handeln. Mit Saatgut für die Ukraine ermöglichen wir den Anbau von Getreide und helfen damit, Hungersnöte in anderen Teilen der Welt, besonders in Afrika zu verhindern!” 

 

Aus Geschäftsverbindungen wurden Freundschaften: OÖ Ziegenzuchtverband ist fest mit der Ukraine verbunden

Der Ziegenzuchtverband OÖ hat in den letzten fünf Jahren mehr als 60 Prozent seiner Zuchttiere in die Ukraine und nach Russland exportiert. Das sind pro Jahr rund 3.000 ausgewählte Schafe und Ziegen, die vor Ort zum Aufbau eigener Herden beitragen. Aus dieser engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind mittlerweile zahlreiche Freundschaften entstanden, erläutert Geschäftsführer Josef Stöckl: „Wir sind seit über zehn Jahren in der Ukraine bei zahlreichen Projekten als Partner und Zulieferer tätig. Bei diesen Projekten durften wir beim Aufbau von Qualitätsprogrammen und der Weiterentwicklung von hervorragenden Milch- und Fleischproduktionen und in der Tierzucht mitgestalten und unser Know-how einbringen. Erst Ende des Jahres 2021 haben wir noch Pläne für den Ausbau der Produktionskapazitäten besprochen und erarbeitet. Der sinnlose und menschenverachtende Krieg in der Ukraine gefährdet diese Aufbauarbeit, vor allem aber zerstört er die Leben von liebgewonnenen Menschen. Daher unterstützen wir unsere Partner vor Ort nun mit benötigtem Grünland-Saatgut. Es gilt, die bestehenden Kapazitäten zu nutzen um die vom Krieg betroffene Bevölkerung nach besten Möglichkeiten zu versorgen.“

 

Quellen: https://www.fao.org/fileadmin/user_upload/faoweb/2022/Info-Note-Ukraine-Russian-Federation.pdf

 

Foto zur Aussendung

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